In der Science-Fiction-Trilogie Trisolaris von Cixin Liu, die auch Leser wie Elon Musk und Barack Obama loben, wird zu Beginn des zweiten Bandes mit dem Titel „Der dunkle Wald“ ein Erstkontakt Mensch/ Ameise aus der Perspektive eines Insekts erzählt. Was vordergründig als abwegige Idee erscheint, erweist sich bei näherer Überlegung als ein tiefgründiges Gedankenexperiment.
Seit geraumer Zeit gibt es bei der Erforschung des Weltalls ambitionierte Programme zur Entdeckung sogenannter Exoplaneten, die als mögliche Heimstätten extraterrestrischer Lebensformen in Frage kommen könnten. Diese wissenschaftlichen Studien erwecken beim Publikum nicht selten den Wunsch nach einer realen Begegnung.
Zwar halten Experten dies eher für unwahrscheinlich, sogar für sehr unwahrscheinlich. Es sind nicht nur die unermesslich riesigen Entfernungen, die für eine potenzielle Begegnung der besonderen Art zu überbrücken sind. Ausschlaggebend sind auch die unendlich kleinen Zeitfenster in Anbetracht der Unverhältnismäßigkeit geologischer Zeitskalen zu jenen Zeitperioden, in denen auf zivilisatorisches und technologisches Potential überhaupt zurückgegriffen werden kann.
Hinzu kommt die Hypothese vieler Forscher, dem Begriff von Leben eine immanente Selbstzerstörung als eines ihrer Definitionsprinzipien zu Grunde zu legen, ähnlich einer eingebauten Mindestfunktionslaufzeit von uns benutzter Elektrogeräte. So wie der Tod eines individuellen Lebens, aber auch das Aussterben ganzer Arten, so erfährt das Prinzip Leben als eine zur Wirklichkeit werdende Idee das Ende in einer überschaubaren kosmologischen Zeitskala.
Einmal angenommen, eine Begegnung mit außerirdischer Intelligenz sei doch denkbar. Das „Andere“ wird uns unvorstellbar überlegen sein. Denn dieses „Andere“ wird das Rätsel der riesigen „Zeit-Räume“ zumindest ansatzweise im Gegensatz zur Menschheit gelöst haben.
Das intergalaktische Treffen wird dann ein „Ameisen/Mensch – Rendezvous“ sein, mit dem immensen Risiko der Auslöschung der gesamten Menschheit. Wir sollten eine solche Begegnung fürchten und nicht in menschlicher Hybris herbeisehnen!
Die außerirdischen Ameisenforscher werden uns sicher und bestimmt nicht zu unserem Vorteil unter die Laborlupe nehmen. Eine große Gruppe graue Steingärten liebende Superaußerirdische, wutentbrannt und mit unverrückbarer Meinung ausgestattet, ihren menschlichen Cousins mit vergleichbarer Weltsicht und in dieser Beziehung dann doch sehr wesensgleich, werden uns Menschen der Ordnung und Sauberkeit halber mit einem extraterrestrischen Gartenschlauch ohne Wissen und ohne jede Vorwarnzeit vom heimatlichen Hof spülen, sollten wir den Aliens allzu quer über den Weg laufen. (Da sich höheres Leben nur noch ungeschlechtlich reproduziert – Sex hat einfach einen zu großen Kollateralschaden – wird allein das Diverse und das Quere den Aliens Anlass geben, uns zumindest scheel anzublicken.) Bestenfalls eine absolute gleichgültige Haltung ihrerseits, eine ungegenderte unsererseits, ließe der Menschheit eine kleine Überlebenschance, in einseitiger Ohnmacht, überlebend in stetiger Lebensangst vor ihren dunklen Schatten und ohne jeglichen physischen, mentalen Austausch. Schöne neue Welt.