Beitragsbild: pixabay_©_lizenzfrei

Künstliche Intelligenz ist das Schlagwort der Stunde. Für die einen ist sie, die KI, der Heilsbringer, der Krankheiten heilt, Jobs erleichtert und die Menschheit in ein neues technologisches Zeitalter versetzt. Für die anderen ist sie ein Albtraum: Maschinen, die Berufe überflüssig machen, Kreativität ersetzen und am Ende sogar den Menschen. Zwischen Euphorie und Untergangsszenarien ist der mediale Ton oft schrill. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Wirklichkeit ist weit weniger spektakulär – und das ist sicher keine schlechte Nachricht.

KI kann viel – aber nicht alles 

Programme wie ChatGPT haben Aufsehen erregt, weil sie Texte produzieren, die verblüffend souverän klingen. Kein Wunder also, dass Journalistinnen, Autorinnen und andere Kreativschaffende sich fragen: Werde ich ersetzt? Doch Entwarnung ist angebracht. Künstliche Intelligenz kann Daten analysieren, Wahrscheinlichkeiten kalkulieren, bekannte Muster kombinieren. Aber: Sie kann nicht fühlen, nicht abwägen, nicht radikal neu denken. Sie bleibt gefangen im Kreis des schon Gedachten! Der Mensch dagegen besitzt das, was Maschinen fehlt – Spontaneität, Empathie, Kreativität. Auch 2035 wird der Mensch es sein, der die wirklich unerwarteten Ideen hervorbringt.

Datenflut ohne Nährwert 

Ein weiteres Problem: KI lebt von Daten. Lange Zeit war das Internet eine prall gefüllte Schatzkammer menschlicher Texte. Heute jedoch überschwemmen maschinell erzeugte Inhalte das Netz. Vieles davon klingt passabel – ist aber inhaltlich oft dünn wie eine Bohnenstange. Studien warnen, dass die digitale Welt bald mehr KI-generierten Müll als echte Qualität enthalten könnte. Die Folge: Je schlechter die Daten, desto langweiliger die Ergebnisse. Schon jetzt lässt sich beobachten, dass Übersetzungen gleichförmiger wirken und Formulierungen austauschbarer werden. Die Technologie droht an ihrer eigenen Beliebigkeit zu ersticken.

Werkzeuge statt Wundermaschinen 

Natürlich gibt es Spezial-KIs, die in Medizin, Forschung oder Recht enorme Unterstützung leisten können. Doch diese Systeme sind teuer und werden nicht massenhaft Menschen verdrängen, sondern sie lediglich ergänzen. Sie sind Werkzeuge, keine Wundermaschinen – vergleichbar mit einem Taschenrechner für den Mathematiker. Hilfreich, ja, aber auch weltverändernd? Nur im Zusammenspiel mit dem Menschen!

Visionen als Verkaufsstrategie 

Warum aber werden immer wieder Heilsversprechen und Schreckensvisionen verbreitet? Ganz einfach: Die Tech-Industrie braucht Geld. Rechenzentren verschlingen Milliarden, also müssen Investoren bei Laune gehalten werden. Stichworte wie „Singularität“ oder die angebliche Abschaffung ganzer Branchen klingen spektakulär – sind aber in erster Linie Marketing. Denn die Realität ist schlichter: heutige KI denkt nicht, sie errechnet Wahrscheinlichkeiten.

Der vergessene Preis: Energie 

Viel zu wenig diskutiert wird der ökologische Fußabdruck von KI. Rechenzentren ziehen gigantische Mengen an Strom und Wasser. Wer glaubt, dass dieser Aufwand nur für bahnbrechende medizinische Erkenntnisse betrieben wird, irrt. Oft geht es um Avatare, Filterschnickschnack oder Katzenbilder. Deshalb sollten wir uns weniger über eine Maschinenherrschaft sorgen – und mehr darüber, ob dieser Ressourcenverbrauch vertretbar ist.

Realität in der Industrie 

Auch in der Arbeitswelt sind Maschinen längst angekommen. Roboter übernehmen monotone oder gefährliche Aufgaben. Aber Ersatz für den Menschen sind sie nicht. Ihre Wartung ist teuer und aufwendig, humanoide Roboter in Fabriken wären sogar unsinnig wie ein Marathonläufer in Skischuhen. Erfahrung und Flexibilität bleiben vorerst unersetzbar.

Zukunft zwischen Wandel und Kontinuität 

In den kommenden zehn Jahren wird sich die Arbeitswelt verändern, aber leiser, als Visionäre glauben machen wollen. Digitale Verwaltung kann Millionen Stunden sparen, moderne Software das Klinikpersonal entlasten. Gleichzeitig entstehen neue Jobs – angetrieben durch die Klimawende, die praktisch denkende Fachkräfte braucht. Die menschliche Stärke liegt hier im dualen Ausbildungssystem, das Menschen hervorbringt, die vielseitig (in Theorie und der Praxis) einsetzbar sind – ob in Ingenieurberufen oder beim Bau von Windrädern.

Fazit: Mensch und Maschine im Duett 

Die Zukunft gehört nicht der KI allein, sondern der Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine. Angst vor der Verdrängung ist übertrieben. Zukunftsfähig wird vor allem, wer die Stärken beider Seiten zusammenführt. Denn am Ende bleibt der Mensch das unberechenbare Wesen, die Quelle des Neuen, des Überraschenden. Und genau das macht ihn so unersetzlich.