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Abgesehen davon, dass Familientreffen dem verwandtschaftlichen Aus- nicht dem einseitigen Eintausch dienen – „Wie geht’s?“ nicht als Floskel, sondern eine aus Neugierde und Interesse motivierte Frage, der dann eine authentische Antwort folgen kann -, können diese Versammlungen Alterserscheinungen mildern. Lebenserinnerungen werden gemeinsam erschlossen und so Lücken der Erinnerungen geschlossen. In der Rückschau lichtet sich das generationshistorische Geschehen, so wie das Sonnenlicht den dunklen Raum flutet beim Emporziehen einer Blend-Roll-Lade. Es leuchtet da capo das Dasein im Herbst des Lebens sternenklar.

Eine Anekdote aus der in der Erinnerung versiegelten Zeit: Der Junge fragte den Vater, ob dieser dem Sohn helfen könne, einen Windvogel oder Drachen zu bauen. Der Vater kaufte das Nötige, da er sein Einverständnis erklärte. Farbiges Transparentpapier, Rundstäbe, Klebeband, Schnur und weiteres Baugebilde wurden vom Vater im Baumarkt erworben, der Sohn solle sein Taschengeld in guter Haushaltsführung bändigen. Das meiste bei der nun zum Start erfolgten Herstellung, tätigte der Vater. Der Sohn konnte kaum mehr tun als zuzuschauen, zumindest aber so manches Teil des künftigen Drachens halten: Auf diese Weise dem Vater beim Basteln die Unterstützung gewähren, dem Windvogel das Flügge-Sein peu à peu ermöglichen.

Nachdem der Windvogel den flugtauglichen Fertigungsstatus erreicht hatte, wartete das altersungleiche Familienpaar auf einen windigen Tag und der Sohn durfte den Drachen auf den nächsten Acker tragen. Dann wurde der Drachen in die steife Brise geworfen. Wie ein Steuerknüppel hielt der Vater die Lenkungsschnur. Der Drachen tätigte die erstaunlichsten Kapriolen und der blanke Hannes konnte nicht obsiegen. Doch auch der Sohn wollte Teil der Unternehmung sein und den Lenkungsspaß verrichten. Da widerfuhr es dem Vater entschieden: Wie gesagt, lass mich nur machen. Das kannst du noch nicht. Das muss ich ganz ehrlich sagen.