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Europa verliert seinen wichtigsten Verbündeten. Achtzig Jahre lang ist Amerika der primus inter pares gewesen, auf Augenhöhe mit den europäischen Verbündeten im Geiste, in einem gemeinsam geteilten Wertekodex eingebunden. Der ein oder andere mag sich auch in einem Wertekorsett eingeschnürt gefühlt haben – in Alternative für Dummies.
Urplötzlich, aber nicht unerwartet, jetzt die Zeitenwende. Seit der Jahrtausendwende hat das Verharren in passiver Haltung Europa comodo (bequem), decadente und arrogante gemacht. Die transatlantischen Schnürungen zerreißen, aber wir sollten den neuen Sprachduktus auch ohne verbale Klammerhilfe schnellstmöglich lernen, weil wir uns spätestens ab jetzt an Rat-Schläge gewöhnen werden müssen. Beispiel (esempio): „Ich mache dir ein Angebot, was du nicht ablehnen kannst. Und dieses Angebot bekommst du von mir nur ein einziges Mal präsentiert, u(na) s(olo) volta, mio caro a(mico): Wir können dafür sorgen, dass du nessun problema hast. Gegen eine kleine Entschädigungsleistung, naturalmente – una piccola considerazione.“
Aber ein selbstbewusstes, vor allem selbstsicheres Europa verwehrt den Beritt eines Wüterich-Stiers, wenn dieser anfängt Peitsche und Sporen rücklings zu benutzen, um die Wirbelbrücke zu brechen. Wo Europas sanfter Flügel weilt, erlaubt dem Stier den Beritt zu wechseln: Ein Prachtexemplar der sibirischen Permafrost Rasse steht Gewehr bei Fuß. Denn Freude heißt die starke Feder in der ewigen Natur.
Auf Europa kommt es jetzt an. Oder wie der Vorsitzender der Atlantik-Brücke Sigmar Gabriel sinngemäß meint: Natürlich besorgt mich das zutiefst, was sich da in den USA tagtäglich ereignet. Aber Angst? Tatsächlich ängstigt mich die nun à tempo notwendige Reaktion Europas ins Ungewisse aus einer Haltung der Ohnmacht.