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Ich kenne viele Menschen, die keine politischen Nachrichten mehr hören (wollen). Andere interessiert die allgemeine Weltlage nicht, mit Verlautbarungen wie „Ich kann eh nichts dran ändern – na ja, vielleicht lohnt sich da was vor meiner Haustür. Also, dies, mal ganz ehrlich gesagt und meine ganz persöhnliche Meinung: Wenn, dann höchstens da! Zum Beispiel Widerstand gegen Windräder in meinem Weitsicht Okular. Und andererseits mein Einsatz für den vom Aussterben auf meinem Acker und Flur bedrohten Kampfläufer. Universell darüber hinaus pendelt meine Gefühlslage dann doch eher zwischen passiver Verwunderung, Verängstigung, Ich-Bezogenheit und, das muß hier auch mal ganz ehrlich gesagt sein: Ekel. Um diesen Gefühlszuständen auszuweichen, wähle ich bewusst das Desinteresse – Augen zu und durch, meine Devise. Und bis auf die Ich-Bezogenheit, die ich auf andere Aspekte meines Lebens ganz gut anzuwenden verstehe, gelingt mir das auch, ehrlich gesagt, einigermaßen befriedigend – Wort und Tat sozusagen im Einklang meiner persönlichen Gefühlsschaukel. Die grundsätzliche Haltung, die mir übrigens ganz ehrlich gesagt dabei hilft, ist die der Dekadenz, ohne jede Einbildung und Arroganz meinerseits natürlich.“
Was nun mich betrifft: Ich bin und bleibe ein Welterklärversucher. Heute auf ein Neues, 7 Tage nach dem Nine Eleven Gedenken – das 24..
Die Welt befindet sich in einer Phase des hegemonialen Übergangs. Die USA, bislang wirtschaftlich, militärisch und normativ führend, sehen sich mit einem relativen Machtverlust konfrontiert, während China als aufstrebende Großmacht seine Position ausbaut. Dieser Prozess ist geprägt von einem grundlegenden Strukturkonflikt: Dilemma sowohl des Vorherrschers als auch des Trittbrettfahrers.
Das hegemoniale Dilemma betrifft den bestehenden Führungsstaat – hier die USA. Er muss zwischen dem Erhalt seiner internationalen Position und dem Bewahren seines Status als liberale Ordnungsmacht wählen. Protektionistische Maßnahmen können ökonomische Einbußen bremsen, untergraben jedoch die Glaubwürdigkeit und das Ansehen als Garant einer offenen Weltordnung. Umgekehrt schwächt die Aufrechterhaltung des Status als liberale Ordnungsmacht die ökonomische Wettbewerbsposition. Die US-Politik unter Donald Trump bevorzugt klar die protektionistische Option.
China hingegen agiert als klassischer Trittbrettfahrer: Es profitiert von den internationalen öffentlichen Gütern, die die USA bereitstellen – etwa sichere Handelswege und freie Meere – ohne selbst deren Kosten zu tragen. Dieses Modell stößt jedoch an Grenzen, wenn der alte Hegemon diese Leistungen nicht mehr erbringt. Dann steht der neue Machtanwärter vor der Wahl, entweder selbst die Kosten und Risiken einer Ordnungsrolle zu übernehmen oder den Verlust dieser Rahmenbedingungen zu akzeptieren. Beides kann den Aufstieg bremsen.
Diese wechselseitigen Blockaden verstärken die Rückkehr einer „Anarchie der Staatenwelt“. Der Übergang dürfte schrittweise, aber konfliktreich erfolgen, begleitet von Handelsstreitigkeiten und Stellvertreterkriegen. Anders als beim relativ kooperativen Machtwechsel zwischen Großbritannien und den USA im 20. Jahrhundert ist keine koordinierte Ablösung zu erwarten.
Für Europa birgt diese Lage besondere Risiken. Der Kontinent ist wirtschaftlich und kulturell bedeutend, militärisch jedoch schwach und politisch uneinig. Interne Spannungen – Brexit, wachsender Nationalismus, Blockaden durch einzelne Mitgliedsstaaten – unterminieren die Handlungsfähigkeit. Damit droht Europa zwischen den Machtblöcken zerrieben zu werden. Eine eigenständige Großmachtrolle ist derzeit nicht realistisch; strategisch sinnvoll erscheint die Unterstützung der USA im globalen Wettbewerb mit China, verbunden mit einer stärkeren Führungsrolle Deutschlands innerhalb Europas.
Die Globalisierung, verstanden als über Jahrhunderte gewachsener Vernetzungsprozess, erlebt aktuell eine Phase der De-globalisierung, bedingt durch Pandemien, Kriege, Handelskonflikte und politische Blockbildung. Dabei sind Große Länder eher in der Lage, sich partiell abzuschotten, während kleinere Staaten stärker auf offene Märkte angewiesen sind. Doch auch in großen Volkswirtschaften wachsen die Vorbehalte gegenüber Globalisierung – befeuert durch Arbeitsplatzverluste, Migrationskonflikte, Umweltprobleme und digitale Risiken. Maßnahmen gegen diese Risiken: selbst autoritäre Strukturen schaffen – Make Donald Great Again lässt grüßen.
Langfristig könnten die Nachteile des nationalen Egoismus und die Kosten der Abschottung zu einer Gegenbewegung führen. Die historische Erfahrung legt nahe, dass mehr Demokratien tendenziell zu mehr Frieden beitragen. Wobei Kriege und Klimakatastrophen allein das Problem der Überbevölkerung lösen könnten – eine zynische Vorstellung und tabuisiert in Gesellschaften, die demokratisch verfasst sind. Allein schon, es überwiegen die Zeichen für eine fragmentierte, machtpolitisch umkämpfte Weltordnung, in der das Vorherrschaft Dilemma und das Problem des Trittbrettfahrers den Kurs bestimmen.
Soweit meine Art der Dekadenz, auch nichts zu wissen, aber geschuldet meiner Neugier auf News & Info, sozusagen in stets frischer Einbildung, das ein oder andere Ding erklären zu können.