Gott erschuf die Zeit, der Teufel den Kalender. Das ist ein Zitat von Erwin Chargaff, Biochemiker und Genforscher (1905-2002).
Das neue Jahr erinnert daran, dass die Erde die Sonne in 365,256363 Tagen in einer elliptischen Bahn umkreist, das sind mit unseren Instrumenten der Zeitmessung 365 Tage, 6 Stunden, 9 Minuten und 10 Sekunden. Danach beginnt die nächste Umrundung. Aus Sicht der Erdoberfläche, aus menschlicher Perspektive also, beginnt nach dem Ende einer jeden Umrundung ein neues Jahr. Gott gehören die Himmelskörper, dem Menschen bleibt die Erdoberfläche. Oder in den prosaischen Worten Wolfgang Paulis, Physiknobelpreisträger (1900-1958) Gott erschuf die Festkörper, aber der Teufel die Oberflächen.
365,256363 Tage! Wie wird aus dieser Tatsache ein Kalenderjahr? Durch Schaltjahre alle vier Jahre, so wie in diesem Jahr, 2024. Der Monat Februar bekommt dann einen zusätzlichen Tag, gemäß der ursprünglichen Festlegung am Ende des Jahres in einem olympischen Rhythmus von vier Jahren. Dies erklärtermaßen, da das Jahr in der Antike, bei den alten Römern, am ersten März begann, zum Frühlingsanfang und somit naturbewusst zu Beginn vieler Lebenszyklen. Allerdings muss selbst die Korrektur der Schaltjahre beizeiten zusätzlich feinjustiert werden. Das geschah bisher mit Hilfe der von der Allgemeinheit kaum beachteten Schaltsekunden. Diese Regelung wird nun mindestens bis zum Jahr 2035 ausgesetzt, da selbst diese winzigen Zeitkorrekturen die sensiblen Computersysteme bei der weltweiten Synchronisierung gefährden. Was dann aus den aufsummierten zeitlichen Unregelmäßigkeiten folgt, ist bis dato noch unbestimmt.
Und damit zu ein paar „teuflischen Details“. Da die Erde wie auch die anderen Planeten die Sonne in einer Ellipse umkreisen, gibt es einen sonnennächsten (Perihel) und einen sonnenfernsten (Aphel) Punkt der elliptischen Bahnen.
Wieso kommt die Erde jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt in Sonnennähe? Auch hier hilft das Stichwort Schaltjahr weiter: Verständlich, denn es verschieben sich in einem zeitlichen Rahmen die Termine. Weil alle 4 Jahre ein Schaltjahr mit 366 Tagen im Kalender steht. Wenn nach 365 Tagen kalendarisch ein neues Jahr beginnt, so fehlen der Erde noch rund 6 Stunden für eine volle Umrundung der Sonne. Nach 2 Jahren hat die Erde dann schon zwölf Stunden und nach drei Jahren schließlich 18 Stunden Verspätung. Dieses Manko wird ausgeglichen, wenn das vierte Jahr 366 Tage aufweist. Damit ergibt sich eine Jahreslänge von exakt 365,25 Tagen. Dies ist die Länge eines Julianischen Jahres, so nach der römisch-antiken Kalenderreform von Gaius Julius Caesar benannt. Da der Frühlingspunkt der Sonne im Jahresverlauf um 50“,2 infolge der Präzession des Erdkreisels – das ist die ausweichende Bewegung der Rotationsachse – entgegenkommt, ist das Tropische Jahr (die Zeit von Frühlingsbeginn bis zum nächsten) um 11 Minuten und 15 Sekunden kürzer als ein Julianisches Jahr von genau 365,25 Tagen. Doch das spielt für die Frage des Periheltermins der Erde eine vernachlässigbare Rolle. Alles klar?
Das Siderische Jahr wiederum ist gegenüber dem Julianischen Jahr 9 Minuten und 10 Sekunden länger. Das bezeichnet das Jahr, welches vergeht, bis die Sonne von der Erde aus gesehen die gleiche Stellung am Himmel in Bezug auf einen unendlich weit entfernten, jedoch ganz bestimmten, aber auch frei wählbaren Fixstern einnimmt. Die Verschiebung des Periheltermins, also der Änderung des Datums, wann die Erde in Sonnennähe kommt, ist also den Schaltjahren geschuldet. Allerdings ist dies noch nicht die ganze Erklärung. Denn das Periheldatum ändert sich nicht bloß um einen Tag, sondern gleich um mehrere Tage. Der Grund ist, die Erde ist nicht der einzige Planet, der um die Sonne elliptisch kreist. Die anderen Planeten wirken mit ihren Massen ebenfalls auf den Lauf der Erde ein. Die anderen Planeten verschieben den Periheltermin also zusätzlich, mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Der Teufel steckt im Detail – und das nicht minder Erstaunliche: Wir können dem Beelzebub inzwischen sehr gut auf die Finger schauen.