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In Europa war am 8./9. Mai 1945 der 2. Weltkrieg offiziell Geschichte geworden. Endlich wieder Frieden!

Achtzig Jahre später das Gedenken. Und welch ein Gegensatz: Während in Rom der neue Papst die ersten öffentliche Worte „Friede sei mit euch allen“ aussprach, fand auf dem Roten Platz in Moskau tags drauf eine Parade statt, wo die modernen, einsatzerprobten Kriegsmaschinen präsentiert wurden.

Als Katholik habe ich das Geschehen in Rom seit den Ostertagen mit großem Interesse verfolgt. Christliche Religion berührt mich, ein dogmatischer Kirchgänger bin ich nicht. Statt der Bibel, zugegeben ein großartiges Buch, lese ich lieber Bücher wie „Die Kunst zu glauben“ von Frank Berzbach, auch „Weltgewissen – Religiöser Humanismus im Leben und Werk von Thomas Mann“ von Karl-Joseph Kuschel – zwei Beispiele.

Irgendwie lag am Tag der Papstwahl am 8. Mai ein besonderer Geist in der Luft. In den Informationen am Mittag berichtete der Deutschlandfunk– Journalist Ivo Marusczyk von den drei zuvor ergebnislosen Wahlgängen, Stichwort „Schwarzer Rauch“ und brachte den Kandidaten Robert Francis Kardinal Prevost überraschend in den jetzt erweiterten Fokus. Das passte sogar formal, denn: Prevost (engl.) heißt Propst (christlicher Amtstitel: „Vorgesetzter“). In der Nachbetrachtung eine Ahnung von Magie.

Gegen Abend fuhr ich dann mit dem Fahrrad in den Feierabend, als ich Kirchenglockenklänge hörte, zur ungewöhnlichen Zeit, 18:15 Uhr. Indiz, im Vatikan ist gerade ein neuer Papst gewählt worden. Nach vier Wahlgängen, wie sich dann herausstellte. Schneller ging es nur 1878 bei der Wahl von Leo XIII.! Der Heilige Geist schwebte an diesem Tag in der Luft. Und in der Tat, das Glockengeläut kam von der katholischen Kirche mit dem Namen Heilig Geist!!

Das Christentum ist eine monotheistische Religion, eine Ein-Gottes-Religion. Das widersprüchlich Schöne ist die dreifaltige Auswahl. Ich hab’s nicht so mit Vater und Sohn. Daher ist Pfingsten mein liebstes der drei katholischen Hochfeste, man hört Stimmen, die der Vater, die der Sohn ansonsten weg- und überhört. Weihnachten ist zu sehr kindlicher Glaube, Ostern ein Hoffen und Glauben auf ein ewiges Leben, das jedes, auch das schlechteste Verhalten und Benehmen im Diesseits relativiert und um den Preis der Ewigkeit entschuldigt. Nein, achtet und liebt euch bitte im Hier und Jetzt, mein Credo.

Dann muss ein Sohn, wie der Stiftersohn des Christentums, welcher erst durch die kirchliche Dogmatik zu seinem Titel Gottessohn kam, am Kreuz auch nicht in seiner letzten Stunde rufen: Vater, warum hast du mich verlassen! Und in seiner, von allen Menschen verlassen, in seiner tödlichen Einsamkeit, sein ausgehauchtes Leben mit dem Schall und dem weißen Rauch des Heiligen Geistes, mystisch in Persona, unfassbar im Einklang und unter Zwang, vereinigen müssen.