Vier Minuten religiöse Morgenandacht im Radio ergänzen das Aufstehen. Noch nicht gänzlich wach: Die Form, nicht der Inhalt steht im Wahrnehmungsfokus: Kindersprache und Ansagen von der Kanzel. Zielgruppe ist das unmündige Radiopublikum.

Dann der Satz: „Ich empfinde es mega übergriffig, mich das persönlich auch nur zu fragen, mich.“ Das lässt aufhorchen. Später am Tag die gesamte Andacht in der Audiothek gehört. Thema ist das Miteinander. Das, was uns zusammenfügt. Die dreifaltige Verbundenheit zwischen mir, dem Lieben Gott und dem Anderen. Zu hören jedoch ausschließlich immer nur das Gottferne Wort ICH, im Verbund mit den Brüder- und Schwestergleichen Wortschöpfungen mir, mich, meins. 4:06 Minuten lang 50-mal diese Wörter, macht alle 5 Sekunden jeweils eins davon. Nahezu null Male das Wort Gott, kein einziges Mal die Erwähnung des Anderen.

So sieht heute christliche Nächstenliebe aus Expertensicht aus. Da passt die ins Gott- und Menschen BILD gefügte und empörende Reaktion über eine zu persönlich empfundene Frage ans Selbst, adressiert an das narzisstisch gekränkte ICH. Ist es ein Wunder bei so vielen ICHs & COs dieser Frühpredigten? Nein, alltägliches Frühstücksgewese! Überkreuz, das Fokus Wort der Morgenandacht ist der mündliche Ausstoß: ICH. Nicht das DU. Zu oft gefallen, dieses Wort zum Morgencafé. „Darauf erst einmal einen Dujardin“. Alttestamentarischer Asbach Uraltspruch.