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Es gibt immer weniger Theaterbesucher in Deutschland. Auch das Modell Demokratie verliert immer mehr Abonnenten. Wobei die Schauspiel-Verächter der Demokratie mit Zuhilfenahme von Masken, auch von einem Musk unterstützt, sich darstellen als die angeblich wahren Demokraten auf der Bühne der Republik. Eine Theaterbühne hat die Vorgabe, das wahrhaftige Leben abbilden zu wollen, Ausdruck von Sein und Schein, Sein oder Nicht-Sein.
Das antike Griechenland gilt als Wiege der abendländischen Demokratie, Theatergeschehen war ein wichtiger Baustein. Autoren wie Sophokles, Euripides oder Aristophanes sind bis heute bedeutsam.
Die Idee von damals: Die Dinge, die im Parlament, vor Gericht nicht vorgetragen werden konnten, die wurden im Theater verhandelt. Das Theater lehrt, Argumente auszutauschen, generell besser zu kommunizieren, Menschen mit anderer Meinung zuzuhören, die nicht die eigene ist. Eine Übereinkunft gemeinsam zu suchen und(!) zu finden, ohne sich gleich zu bekämpfen.
Ohne Theater gibt es keine Demokratie?! Auf der Bühne Dinge anzusehen, die uns helfen, ähnliche Probleme im wirklichen Leben besser zu lösen. Theater ist auch ein wichtiger Teil der Identität, ein Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, ein Instrument der Integration und immer wieder auch ein Spiegel sozialer Unterschiede.
Wer geht heute ins Theater und wer bleibt draußen? Diese Frage ist politisch, ist der Zugang ins Theater doch bis heute stark vom sozialen und geografischen Hintergrund abhängig. Vor allem junge Menschen, vor allem benachteiligte junge Menschen, fühlen sich von den klassischen Institutionen der „Hochkultur“ oft nicht angesprochen oder gar nicht erst willkommen.
Studien zeigen, dass das „Bildungsbürgertum“ bis zu sechsmal so oft ins Theater geht wie Menschen aus sozial benachteiligten Schichten. Dafür gibt es hauptsächlich drei Gründe: soziologische, wirtschaftliche und geografische Faktoren. All diese Faktoren überlappen sich mehr oder weniger. Theater liegen regelmäßig in Stadtzentren, weit entfernt also von den sogenannten Problemvierteln in der Peripherie. Zudem sind Theater Orte, die ein gewisses kulturelles Humankapital benötigen. Wo es bestimmte Verhaltensnormen gibt. Da geht es gar nicht um Bildung, sondern, man muss es lediglich bildlich benennen, um ein Verhalten und Benehmen nicht gleich dem Benehmen in der heimischen Nasszelle.
Junge Menschen sind in den Sozialen Medien präsent. Das sind unterm Strich Sekundärprodukte, die sich um Primärprodukte herumbewegen. Auf Theaterbühnen spielt zwar nicht das Leben, aber es wird Lebensgeschehen vorgezeigt. Die einzelne Meinung wird nicht gepostet, sie wird stellvertretend auf den Brettern des Lebens dargestellt. So wie der einzelne Wille des Wählers sich in einer repräsentativen Form im Parlament zeigt. Wäre schön, wenn das Theater als Bastion des Analogen in der digitalen Welt von heute präsent bliebe. Nur, dafür müssten wir uns auch mal wieder zurücknehmen, nicht zu jedem Ereignis einen Spruch auf den Lippen, einen Post am Daumen und eine Meinung im Kopf haben. Wenn wir lernen, uns auf der Bühne, im Parlament ohne Dauererregung vertreten zu lassen, dann kann ein Ausweg raus aus dem Ego-Tunnel, ein Vor-die Tür-Schreiten gelingen. Um sich zu vertreten. Und um sich vertreten zu lassen.