Würde jemand den Ukrainern sagen, ihnen würde die Freude vergehen, sich gegen die russischen Invasoren zu verteidigen, es käme zu empörenden Reaktionen – hoffentlich.

Erstaunlich wie quer, gerade auch nicht quere Menschen auf existenzielle Krisen reagieren und welch verschiedene Konsequenzen sie für sich daraus ziehen. Zu diesen Konsequenzen zählen nämlich und vor allem auch Verdrängung, Schönreden, Nicht-Wahr-Haben-Wollen.

So ist es auch mit dem Klimawandel. Der Satz mit der vergehenden Freude ist bezüglich des Themas Klimakrise geäußert worden („Die (wohlgemerkt!) Freude am Klimawandel vergeht doch den Menschen, wenn dieser was kostet!“). Starkregen, Überschwemmungen, Katastrophenalarm: Mehr sommerliche Regenfluten als Sonnenstunden. Doch Deutschland steckt den Kopf in den nassen Sand, hebt anschließend das Schlamm bedeckte Führerhaupt, reibt sich das vom Sandkorn gequälte Auge, bleibt dennoch trotz einwandfreier Autoscheibenwischer made in germany ohne Klarsicht, verbleibt dafür in Asphalt spiegelnder Aussicht und jammert mit verdreckter spitzer Zunge bevorzugt in den asozialen Medien: Wahnsinn, nicht zu fassen, gibt es doch gar nicht!

Veränderung nur ohne Anstrengung und ohne Zumutungen: Wandel ohne Wandlung! Selbst die Missbrauchs Götter sind uns abhandengekommen. Unser Ego ist uns geblieben. Nur das zählt und es wird doch zum Donnerwetter noch mal kostenfrei zählen – Sintflut hin oder her, bitte nach mir. Unsere Autos in den Städten gleichen bereits Panzern, da schafft deutsche Ingenieurskunst doch auch die Transformation zum alltagstauglichen und kriegstüchtigen Amphibienfahrzeug, Marke Salamander, Typ BattleLurch.

Zyniker sind im Grunde bloß desillusionierte Idealisten. (T.C. Boyles, Blue Skies)

P.S.:  Kurzkommentar zur Europawahl:  Wo Deutschland noch Weltspitze ist: Im Grünschnitt.