Ciceros Catalinische Reden – siehe crt +_111 vom 18.Juli 2024 – reflektieren die Bedeutung von Wörtern im politischen Machtbetrieb.
Um die politische Macht in den USA geht gerade ein Wort viral, welches eine Kraft entwickelt, die darüber mitentscheiden wird, wer nächste(r) amerikanische(r) Präsident:in wird.
Bisher ist es so: Donald Trump schimpft, pöbelt, beleidigt, lügt, dass sich die in Projektion gebrachten Wahlumfrage-Balken biegen, gleich Pinocchios Nase hinter jedem unhinterfragten Ereignishorizont.
Trumps politische Konkurrenz reagierte bislang mit den Worten – möge dieser noch so sehr unter die und unterhalb seiner eigenen Gürtellinie zielen – wir, die Demokraten Kamala Biden und Joe Harris, wir gewinnen mit Anstand und Argumenten: When they go low, we go high.
Einer von Trumps Methoden ist es, die Namen seiner Gegner stets mit einem beleidigenden Attribut zu verlinken: Sleepy Joe Biden, Crazy Kamala Harris und früher Crooked Hillary Clinton.
Spätestens seit dem Attentatsversuch und dem Ohrläppchen-Wunder von Trumps Überleben hat die göttergleiche Hingabe der Trump-Fans nun noch krassere Züge angenommen. Mit politischen Argumenten dringt man zu diesen Berechtigten mit Wahl- und Waffenschein nicht mehr durch. In Anbetracht dessen wenden die Demokraten nun Trumps eigene Methoden an, mit großer subtiler Kraft.
Indem sie Trump als ¯¯¯ bezeichnen, wechseln sie von der politischen zwar auch auf die persönliche Ebene, aber statt wie Trump auf unflätige Attacken zu setzen, wählen sie die mildeste Form der Gegner Pathologisierung. So nutzen sie Trumps eigene Waffen effektiver als dieser selbst. Riposte ist der olympische Ausdruck dafür.
Sie erklären den republikanischen Bewerber für nicht normal, aber ohne die Absicht, ihn zu verletzen und zu beleidigen. Statt ihn mit Dreck zu bewerfen und danach unweigerlich mit schmutziger Weste dazustehen, beugt man sich fast mitleidig über ihn – und lässt ihn damit physisch und moralisch weit unter sich. So sanft, so vollkommen frei von Aggressionen, dass es keinen Zweifel an der Überlegenheit des Angreifers gibt.
Am fatalsten für Trump ist jedoch, dass es auf diesen Ausdruck ¯¯¯ keine naheliegenden Antwortmöglichkeiten gibt. („Lasst uns doch einfach über den Alten lachen und uns lieber auf das Wichtige konzentrieren.“) Man kann daraus keine Hexenjagderzählung machen, man kann die Behauptung nicht widerlegen. Ob jemand crazy oder crooked ist, darüber lässt sich streiten. ¯¯¯ hingegen beschreibt etwas Unaussprechliches, ein unbeschreibliches Gefühl, das der Person anpappt wie ein Haar Toupet dem Synapsen Bottich. Widerstand zwecklos.
Es ist seltsam, dass dieser Ausdruck so spät in Gebrauch genommen wurde, zuerst benutzt vom Demokraten Gouverneur und potenziellen Vice President Tim Walz.
Das Wort heißt: ¯¯¯ == Weird
Demokratische Politiker verwenden es in ihren öffentlichen Reden regelmäßig, so auch Kamala Harris: Donald Trump is weird – D.T. ist seltsam. (Viele Menschen werden dennoch dabei auch denken: Ja, Donald Trump is a weirdo – D.T. ist ein Spinner.)
Das Wortgefecht, dieses Satzgeflecht, mögen diese die gewünschte Absicht entfalten und die orangen gefärbten Stirnfalten zur Weißglut treiben. Just plain weird.