Dezent, wissend und leise sind die Menschen, die bei der politischen Willensbildung auf ein starkes Fundament aus Fakten zurückgreifen können. Sie meiden extreme Positionen – aber auch Positionen der Mitte. Psychologen von der belgischen Universität Gent haben sich mit dem Zusammenhang von politisch relevantem Wissen und weltanschaulicher Orientierung befasst. Die Ausgangsfrage lautete: Wer weiß gut Bescheid, und wie färbt das auf das politische Meinungsbild ab?
Für ihre im Fachjournal Scientific Reports publizierte Studie haben die Forscher repräsentative Daten von ca. 64 000 Probanden aus über 40 Ländern ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass an beiden Enden der politischen Arena, dort wo sich die lautesten Rechthaber versammeln, vergleichsweise geringeres politisches Wissen zu Hause ist.
An den Rändern werden die extremen Meinungen vertreten, die oft auf Kollisionskurs mit der sogenannten Realität sind, ihren Haltern aber ein starkes Gefühl der Überlegenheit suggerieren.
Am besten informiert waren jene, die leicht nach links oder rechts tendierten. Und ganz in der Mitte des politischen Flusses, im schwarzen Loch mit der ausgeprägtesten Schwerkraft, beobachteten die Forscher eine Untiefe, auch hier war das Wissen eher flach.
Es gibt also die Wissenden und die Bescheidwisser, dazwischen die gerne als schweigende Mehrheit Ge- und Bezeichneten – die Leute, also Leute, jene Leute, die unterdurchschnittlich hochgeschult sind mit ihrem Halbwissen.
Das ist die nach intensivem Nachdenken bestimmt interessanteste Gruppe. Aber wir leben in einer Zeit der vielen Krisen. Deshalb ist es auch die Zeit der lautstarken und wenig bescheidenen Bescheidwisser, jener Stimmen, die sich zu wirklich allem äußern und ihre Wahrheit bevorzugt in Form von (Hass-Parolen) lautstark predigen. Da unterscheiden sich die fremdenfeindliche Rechte und die identitätsbornierte Linke in Nichts. Und noch ein Element vereint die beiden Enden des politischen Spektrums: Finstere Zeitdiagnosen und die daraus abgeleiteten Dimpel-, nein, Simpel-Lösungen auf wackeligem Wissensgerüst.
Extremisten aller Lager sind also durch ihre Ideologien wissensblind, und die erstarrte Mitte desinteressiert? Die Forscher warnen dann doch vor Pauschalurteilen. Das beschriebene Muster finde sich vor allem, aber nicht ausschließlich, in den Staaten des sogenannten Westens, so die Studie. Auch in den Daten aus Deutschland zeige sich diese beschriebene Kurve mit zwei Wissenshöckern links und rechts der Mitte. Mit diesem graphischen Bild der leichteren Anschauung ließe sich bestimmt neben Stern und Vier-Ringen ein neues Auto-Logo Made in Germany start up daten.