Die schrecklichen Bilder des Terroranschlages vom 11. September 2001 nannte der Komponist Karlheinz Stockhausen damals ein Kunstwerk. Die rein ästhetische Anschauung blendete all den Schmerz, die Trauer, die Ängste aus. Abgesehen von einer individuellen Auffassung, was denn nun schön und erhaben ist, empörte es viele Menschen.
Heute wird Charles III. in London zum König gekrönt. Da damit in der Regel ein Generationenwechsel vollzogen wird, wird man selten mehrmals Zeitzeuge solch einer historischen Zeremonie.
Im Vorfeld sind viele ablehnende Äußerungen bekannt geworden: Allgemein unnötig, viel zu teuer, unzeitgemäß usw. Abgesehen davon, dass für jedes dieser Argumente ein Gegenargument benannt werden kann: Vernachlässigt bei einer Beurteilung des heutigen Ereignisses werden die emotionalen Aspekte.
Sicher, nur um ein Beispiel zu nennen, man kann auf Reisen gehen und die Befürchtung haben, die verlassene Behausung werde unbewohnt ausgeraubt werden. Bei diesem willkürlichen, aber auch bei ähnlichen Beispielen ist das Glas Wasser stets halb leer, niemals halb voll. Wenn man will, kann man jede Situation, jeden Aspekt des Lebens ohne Ausnahme negativ betrachten und sich das Leben schwer machen. Die Krönung so einer Lebensperspektive: Warum leben, wenn es mit dem Tod endet. Nur schade, da auf diese Weise der Gefühlshaushalt nur noch mit Negativ-Emotionen überflutet wird.
Die heutige royale Veranstaltung in Großbritannien wird wohl von drei Gruppierungen medial begleitet werden: Menschen, die sich an den fantastisch-märchenhaften Bildern erfreuen, die große Gruppe der Gleichgültigen und Desinteressierten - keineswegs unsympathisch, ;-). Und die letzte, die dritte Gruppe. Soziologen wissen, es sind sehr oft die Armen, die den Ärmsten helfen, nicht die Reichen. Und es sind vielfach die sogenannten gut Etablierten und eben nicht die Habenichtse, welche solche Fernsehbilder am heutigen Tag nur schwer ertragen können, beseelt von einem disharmonischen Dreiklang aus Missgunst, Empörung und Neid.
Schönheit & Schauder erregende Gefühle, nicht wie eingangs beschrieben, hier haben sie einen genehmen Platz im Fernsehsessel, besser allerdings lediglich am Katzentisch – am besten jedoch: Abschalten. Am allerbesten: Seele abschalten. Wie gesagt „Entspannt Euch!“, siehe oben Eintrag vom 2. Mai, ;-)