Killing by kindness ist emotionale Bullshit-Arbeit. Die Fassung wahren. Nicht zurückschimpfen. Immer professionell bleiben bei der Arbeit. Lächeln in Situationen, wenn es innerlich brodelt. Diese unbemerkte Bullshit-Arbeit ist auch hochgeschult und hat einen wissenschaftlichen Namen bekommen. Die US-Soziologin Arlie Russell Hochschild bezeichnet sie in einer Studie über die stets zum Lächeln verpflichteten Dienstleister als Emotionsarbeit. Bezeichnung einer unbeachteten Arbeit, welche z.B. in Berufen mit viel Kundenkontakt abverlangt wird.
Einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge, muss etwa ein Viertel der abhängig Beschäftigten in Deutschland häufig oder sehr häufig die wahren Gefühle am Arbeitsplatz verbergen. In Gesundheitsberufen ist der Anteil derjenigen, die ihre Gefühle oft verbergen müssen, mit 44 Prozent besonders hoch.
Man könnte sagen: Millionen Menschen erledigen Tag für Tag parallel noch einen Zusatzjob als Schauspieler. Dieser ist nicht ausdrücklich vorgesehen, steht in keinem Arbeitsvertrag. Denn in der Regel gilt die Berufswelt als ein von Emotionen freier Ort. Man wurde eingestellt fürs Verkaufen, Verwalten, Sachbearbeiten, Texteschreiben. Nur, seine Gefühle gibt man nicht einfach am Eingang ab, wenn man den Arbeitsplatz betritt. Hinter einer professionellen Fassade sind sehr oft intensive Gefühlsregungen verborgen: Wut-Unterdruck, Frust-Schluck, Kränkungs-Beschuss. Gefühle sind auch im Job keine Privatsache. Sie spielen eine Rolle, über die bei der Arbeit jedoch in der Regel nicht kommuniziert wird.
Die Ökonomin Daniela Rastetter von der Universität Hamburg spricht von emotionalen Dissonanzen, wenn das erlebte Gefühl nicht mit dem im Job verlangten Gefühl übereinstimmt. Gefühle sind Privatsache, heißt es. Virulent auch im Job, können Gefühle krank machen, wenn sie weggesperrt werden.
Bullshit-Arbeit Variante: Die Zunahme von Nonsens-Aufgaben in der Arbeitswelt. Jobtätigkeiten, die so überflüssig und gesellschaftlich irrelevant sind, dass dies selbst die Betroffenen merken, wenn sie ausgeführt werden. Das gilt auch für eine emotionale Mehrbelastung, wenn Tätigkeiten noch selbst moderiert werden müssen. Gemeint sind die Evaluierungsmaßnahmen von Arbeitsschritten, unter Strafdrohungen eingefordert von einer maßlosen Bürokratie, die der Arbeit nicht hilfreich zur Seite steht, sondern im Übereifer behindert: Trippelschritt statt Sauseschritt. Stichwörter sind hier Antragsfülle, Formularflut, Verordnungshybris. Ganz ohne Arbeitskollegen vis-à-vis: Man (k)nickt vor sich hin und belächelt den Schwachsinn. Mit Schaden und Freude gespielt, gerade doppelt gemoppelte Bullshit-Arbeit geleistet zu haben.