χρ τ + _ 78

Das geflügelte Wort „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ stammt von Platon. Will ich selbst das nicht wissen, dann wähle ich die tote Sprache Latein und sage „Ipse se nihil scire id unum sciat.“ So verstehe ich rein gar nichts und bin laut neuster Pisa Studie in bester Gesellschaft.

Im unüberschaubaren Literaturangebot gibt es diese Freiflächen des Wissens auch. Selbst für Bücherwürmer und Bücherratten. Eine dieser Leerstellen heißt Adelheid Duvanel. Heute kennt die 1996 früh verstorbene Schriftstellerin aus Basel kaum noch jemand. Dabei wurde sie zu Lebzeiten als Erzählgenie gefeiert.

Lesenswerte Literatur sollte unterhalten - das ist hübsch. Sie kann belehren - das ist auch anstrengend. Ist sie kurzweilig, darf das Vergnügen auch länger dauern.

Müssen, Sollen, Können, Dürfen. Literatur muss rein gar nichts. Schon gar kein Moralin und ähnliches Gewese. Eins aber doch. Wiedererkennung in den Figuren. Handlungsstränge und Schicksale, welche die eigenen sein könnten. Spiegelung der eigenen, individuellen Lebensgeschichte. Geschichten sind so verschieden wie die Menschen. Individuell und einzigartig. Das macht Empfehlungen nicht leicht. Denn es heißt, den anderen berücksichtigen und nicht eigene Vorlieben in den Blick nehmen.

Der Klappentext eines Buches ist Empfehlung. Mal klappt es, mal klappt es nicht: Neugierde hervorrufen. Im Fall von Adelheid Duvanel fiel so eine neugierig machende Klappe:

„Ihre kurzen Erzählungen sind Momentaufnahmen aus dem Leben von meist versehrten Existenzen, die sich aber in ihren fatalen Verhältnissen auf unsichersten Grund mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen. In den Welten, in denen sie leben, fängt immer alles so gut an und endet so entsetzlich schlimm. In ihrem eigensinnigen Beharren auf ihrer Sicht der Welt bewahren sie sich ihre Würde gegen die Zumutungen des Lebens. Ja, Duvanels Figuren finden gerade in der Abweichung vom Verlangten eine Kühnheit, die den Texten ihre umwerfende Energie gibt. Sie sind von hoher poetischer Präzision, jede Figur eine Einzelanfertigung. Ihre Figuren sind hellsichtige, gleichzeitig verstummte Menschen. Trotz ihres manchmal finsteren Inhalts leben die Texte von überraschenden, absurden Wendungen und einer wunderbaren hintergründigen Komik.“

 Adelheid Duvanel:    Fern von hier      Sämtliche Erzählungen

Sprachauswahl

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.