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Wenn der Kabarettist Johann König sagt: „Das muss man sich nur immer, immer wieder sagen.“, ...dass das Leben beispielsweise schön sei. Dann ist klar, dass das Leben, ja, dass das Leben gar nicht so schön ist. Keineswegs so schön wie behauptet - also dann eher nicht.

Wenn mein Gegenüber mehrmals sagt, dass es doch überhaupt nicht schlimm sei, dann ahne ich, ES ist schlimm. Und je zahlreicher die Wiederholungen, dass es doch gar nicht so schlimm sei, desto "schlimm hoch zwei" ist ES in Wirklichkeit.

Und wer - es sind viele - Alles gut sagt, will offenbar Gelassenheit demonstrieren. Dabei gehört die Aussage Alles gut als Sprachmarotte der Stunde in die Kategorie des Nerv-Sprechs.

Auf Platz 1 der Nerv-Sprech-Hitparade, hat das Alles gut die Spitzenposition erreicht und hält sich dort unangefochten. Nahe am - Vorsicht Kalauer: Trink gut. Nur ohne oder einem Jetzt-erst-recht-Kater. Mit Alles gut kommt wenig Interesse am Gegenüber zum Ausdruck, wobei Alles gut nicht selten mit einem passiv-aggressivem Unterton geäußert wird. Passiv, wegen „Bitte Ruhe jetzt, bitte. - Schluss bitte und Ende der Durchsage.“ Gleichzeitig auch aggressiv, da unterschwellig mitschwingt: „Wehe, wenn nicht, dann gibt‘s was auf die Finger - mindestens, Sie der Herr, Er die Dame, Du du Balg“.

Mit Alles gut gibt man sich auch schein-tolerant und gegenüber den widrigen Alltagsstörungen gefeit, geradezu immun: „Pardon, dass es so lange dauert. – Alles gut“.  „Ich würde das gerne nochmal bereden. – Alles gut“.

Alles gut ist die Formel, die überall dort zum Einsatz kommt, wo eigentlich präzise Rücksprache oder höfliches Entgegenkommen gefragt wäre, doch in hektischen Zeiten gibt es ja glücklicherweise dieses Kommunikationsfallbeil Alles gut im Sprach-Labyrinth.

Schluss. Finito. Isch over.       Alles gut!

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