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Pursuit of Happiness, das Streben nach Glück: Die Mehrheit der Deutschen ist glücklich - wie denn das, alles Glücksstreber, die Deutschen? Seit Jahren belegen die skandinavischen Länder die Spitzenplätze beim regelmäßigen Bullerbü-Ranking. Deutschland ist dabei stets auf den hinteren Plätzen zu finden. 

Jetzt hat eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov Überraschendes herausgefunden. Nämlich, dass sechs von zehn Deutschen sich als glücklich oder sogar sehr glücklich bezeichnen. Die Nachricht tauche zu Ostern auf, rechtzeitig zum 1. April. Ein Aprilscherz?

Nein, man unterscheide zwischen der privaten Zufriedenheit und der öffentlich medialen Ratlosigkeit. Sind wir doch alle unglücklich verstört, wenn die Nachrichten geschaut werden von den Berichten über Krieg, Klimawandel und Ampelkrach. All dies scheint jedoch offenbar überraschend wenig Einfluss auf die eigene Zufriedenheit und Zuversicht in privater Hinsicht zu haben. Viele verreisen, andere kümmern sich um den Balkon, treffen Freundinnen und Freunde. Das alles gehört zu der guten Privatsphäre, zu jenem Bereich, aus dem die Menschen in Deutschland ihre Zuversicht beziehen.

Wer oft „die sozialen Medien“ besucht und sie dann auch noch ohne eigene aufklarende Verstandesleistung beim Wort nimmt, wird das Ergebnis der Umfrage besonders erstaunt zur Kenntnis nehmen, denn im Internet besteht die Welt immer häufiger aus Betrug, Gefahr, Angst, Protz und Schleimerei. Da wo sich schrill die politischen Extreme äußern, der Lärm der Spaltpilzbetreiber.

Die wesentliche Quelle des Glücks ist aber offenbar nicht medial vermittelt. Es ist in Wahrheit zunächst die nächstliegende Umgebung in Kurzsichtigkeit und auf schmaler Entfernung, wo das Glück ins Auge springt.

Die Hälfte der Befragten freut sich der eigenen Gesundheit, das an erster Stelle. Auf den folgenden Plätzen wurden Partnerschaft, Familie, genug Geld und ein gutes Heim angeführt. Kaum eine dieser Lebensquellen ist ein großes Thema in den Medien. Medial ist das Glück also schwer abzubilden.

Darum ergibt die Umfrage nach Nachdenken Selbstverständliches: Die Mehrheit bezeichnet sich als glücklich – nimmt allenfalls an, dass alle anderen unglücklich sind. Die Berichterstattung zeigt es. Da geht es um Streiks, Probleme und Konflikte und nicht um das, was gerade gut bei einem selbst läuft. Die eigen(tlich)e Lebenswelt gestaltet sich oft nach anderen Prinzipien und Empfindungen als da draußen.

Fazit, die Deutschen erlauben es sich, glücklich zu sein. Das war nicht immer so. Früher waren es nicht die Medien, sondern es war die Religion, die dem privaten Glück entgegenstand: Ist der Zustand deiner Seele so unbeschmutzt, dass du dich an irdischen Kleinigkeiten erfreuen darfst, Du Mensch in Sünde. So fragten die Diener Gottes auf Erden, so fragten die Landeskirchen, so fragte der Heilige Stuhl: Gang und gäbe, nein, ihre immergleiche Antwort.

Ist der neue deutsche Hang zum Glück auch eine Reaktion auf eine sich verdüsternde Weltlage, ein Rückzug in die private Sphäre aus Resignation? Handelt es sich um die berüchtigte, seit Generationen schon beklagte Weltflucht des Kleinbürgertums, der die Ungerechtigkeit der Welt hinnimmt und dabei die Geranien auf der Fensterbank pflegt, den Kotflügel schamponiert, mit dem Hund, den Kotbeutel auch als scharfe Bio-Handwaffe zum Abzug bereithaltend, kriegsertüchtigt Gassi geht? Das wäre dann wieder typisch deutsch.

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