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Vater, der dem Sohn sagte: Ja, es tut weh, wenn der Hammer nicht den Nagel trifft, sondern den Daumen und den Finger. Also sei achtsam und bedenke, wenn du den Schmerz nicht sofort, sondern zeitversetzt wahrnehmen würdest, zum Beispiel erst am morgigen Tag, ich wette mit dir, mein Sohn, du würdest dir ohne Achtsamkeit und in Beständigkeit auf den Finger und auf den Daumen hämmern. 38 Billionen Mal pro Tag.

Der Vater, der Sohn und die letzte Generation. Alle drei erleben gerade einen Hammer - Hitze - Sommer.

Die Politiker sollten verstehen, dass auch sie eine letzte Generation sind: Die letzte Generation, die noch etwas tun kann, um die Erde zu retten. Und den Staatshaushalt!

Die FDP den Staatshaushalt, die Grünen das Klima und Papa SPD darf dann die ganze Chose aus Sicht einer vertraut, aber nicht mehr funktionierenden Kanzleibürokratie made in germany moderieren, in einer mèlange à trois ex-périmental.

In Athen schloss die Akropolis, damit keine Touristen den Hitzetod sterben. Rettungshelikopter können nicht landen, die Luft ist zu dünn wegen der Hitze.

Und trotz der hiesigen Zahlenrekorde wird dieser Sommer kühler sein als die Sommer der zukünftigen Folgejahre, der Folgejahrzehnte. Klimaschutz ist das alles entscheidende Thema unserer Zeit. Aber der billionenfache Schmerz tut ja erst „Morgen“ weh, trotz einer bereits jetzt nicht mehr mit Nägeln zu durchdringenden Wand aus Hitze.

38 Billionen? Ja: 38 000 000 000 000! Gluthitze ist teuer und wird kosten.

Selbst wenn die CO₂-Emissionen von heute an drastisch gesenkt würden, schrumpft die Weltwirtschaft wegen des Klimawandels bis 2050 um fast ein Fünftel. Das besagt eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Der volkswirtschaftliche Schaden wird sich auf die soeben erwähnten 38 Billionen Dollar belaufen. Pro Jahr! Damit sind diese sechsmal höher als die Kosten, die anfallen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Die letzten 80 Jahre in Wohlstand waren keine Entwicklung, sie waren eine Ausnahme.

Die zukünftige Volkswirtschaft verliert, weil Menschen krank werden und behandelt werden müssen. Weil Ernten ausbleiben und Flüsse austrocknen. Weil Autotrassen neu geteert werden müssen und Klimaanlagen Strom in gigantischen Mengen benötigen. Hinzu kommen Überschwemmungen, Waldbrände und Hagelstürme. Die Amerikaner sprechen nicht mehr nur von global warming, sondern von global weirding, weil die Wetterphänomene immer seltsamer werden. (Wenigstens das fügt sich: Der USA-rep.Kandidat und das Klima sind weird - siehe den vorletzten botenmeister, 8. August.) Nach jedem Desaster, ob in persona oder in weather, es muss aufgeräumt und mit borstig gehärtetem Stahlbesen hinterhergefegt werden.

Die Debatten um die Klimapolitik drehen sich um die Kosten und Zumutungen des Klimaschutzes und viel zu selten um die Kosten und Zumutungen des Klimawandels. Es stimmt, der Umbau der Wirtschaft zu grüner Energie, nachhaltigen Lieferketten, öffentlichen Verkehrsmitteln, grünen Antrieben wird viel Geld verschlingen. Aber es sind Investitionen, die sich aus positiver Sicht rechnen, aus negativer Perspektive gerechnet hätten. Vor allem und insbesondere aus ökonomischen (!) Gründen, und zwar jetzt.

Zögern ist teurer als Handeln. Das unabhängige Office for Budget Responsibility, das die britische Regierung berät, hat berechnet, dass Britanniens Schuldenquote bis 2050 um knapp 25 Prozent höher ausfallen würde, wenn die Regierung die geplanten Ausgaben für Klimaschutz um ein Jahrzehnt verschieben würde. Wenn die Regierungen der Welt, auch die deutsche, aus Angst vor hohen Staatsausgaben Investitionen in den Klimaschutz scheuen, sind Staatsschulden der Zukunft programmiert.

Zu den Aufgaben von Politikern zählt jedoch, den Menschen und Wählern in klarer Sprache, nicht in hanseatisch genuschelter Knackwurstigkeit, die Fakten mitzuteilen. Den Menschen, den Bürgern, welche sich vor höheren Energiekosten, sei es Strom, sei es Gas fürchten und den Kindern keine überbordenden Staatsschulden hinterlassen wollen. Man(n) und Frau, auch Div, mögen doch bedenken, Schulden, die man macht, um die Welt zu retten, sind sinnvoller als Schulden, die man machen muss, um nach den nächsten Klimakatastrophen aufzuräumen.

Die Regierungen haben die Dringlichkeit entweder nicht erkannt, oder sie schaffen es nicht, ihre Erkenntnisse in Politik umzusetzen. Mit der Schuldenbremse dans le style allemand  spart le gouvernement allemand  - welch großartige Abwechselung les jeux olympiques parisien doch gewesen waren - das Klima kaputt. Überall fehlt das Geld: Deutschland ist schon länger nicht mehr Vorreiter bei erneuerbaren Energien. Die Deutsche Bahn ist eine Lachnummer im Ausland. Es fehlen Elektroautos, weil die Ladestrukturen fehlen. Der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft funktioniert ohne Staatsinvestitionen nicht. Wenn man die Schuldenbremse nicht abschafft, muss man sich eben - ja in luftigen Höhen längst nicht mehr, nur noch in stickigen Ebenen bewegt sich das Politikgeschehen - anderweitig behelfen, mit einem Sondervermögen oder Krediten für Klimainvestitionen.

Jetzt, nicht später! Jetzt ist es an der Zeit, Nägel, nicht mit wunden Klauen, sondern mit mehr als nur verstandesmäßigen, vielmehr mit Vernunft ausgestatteten Köpfen zu machen. Und sei diese NOTwendige Gezeitenwende lediglich dem Umstand geschuldet, dass der Vater aus Prinzip stets recht hat. Sonst wäre der Papa nicht der Vater.

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