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Das Trojanische Pferd ist in der griechischen Mythologie ein überdimensioniertes hölzernes Pferd vor der belagerten Stadt Troja, in dessen Innern griechische Soldaten versteckt sind.

Fast jeder kennt diese Geschichte aus Schulzeiten und das Trojanisches Pferd ist zu einem Urbild geworden. Symbolisiert dieses doch höchste List, einen historisch grandiosen Akt militärischer Fähigkeiten. Eine beispielslose Kriegskunst, die durch und durch positive Assoziationen hervorruft.

Beim Schauen einer Geschichts-Doku wurde mir erneut die historische Binsenweisheit bewusst: Geschichte schreiben immer die Sieger. Tradierte Geschichte hat eine eigene Wahrheit, mitunter kehrt sie das tatsächliche Geschehen ins Gegenteil. Der Sieger erscheint im günstigen Licht. Mehr Schein als Sein.

Kontrast und Antithese: Das Trojanische Pferd steht für das gewaltigste Kriegsverbrechen der antiken Welt.

Troja war eine reiche Küstenstadt, gelegen am Mittelmeer. Sie kontrollierte die Dardanellen Meerenge, was ihren Reichtum erklärte. Die griechische Streitmacht, die andere Kriegspartei, war ein gefürchtete Gegner zur See, der diese Stadt jahrelang, aber ohne Erfolg belagerte. Das Geschehen entwickelte sich zu einem Zermürbungskrieg.

Schon in der Antike gab es Regeln und Übereinkommen wie kriegerische Kampfoperationen vonstatten gehen sollten, und zwar zum Vorteil beider Kriegsparteien. Es war nicht nur eine Frage von Ehre gewesen, sondern es motivierte Eigeninteresse auf beiden Seiten, sich im Kriegsfall auf fundamentale Regeln verbindlich zu einigen.

Die griechischen Kriegsschiffe waren am Bug mit überdimensionierten Pferdeköpfen ausgestattet. Sie sollten einerseits Angst und Schrecken verbreiten, andererseits sorgte diese Konstruktion dafür, dass die Schiffe als Rammböcke verwendet werden konnten, um nicht nur feindliche Schiffe, sondern zudem auch befestigte Hafenwehre zu zerstören.

Am Ende, nach jahrelangen Kämpfen, kam es zu einer Übereinkunft, es sollte ein in der Antike übliches, die Bereitschaft zur Kriegseinstellung kundtuendes Ritual bei Pattsituationen werden: Die Belagerungspartei überlässt beim Truppenabzug vom Kriegsschauplatz dem Gegner ein prächtiges Geschenk zum Zeichen der Einstellung jeder weiteren Kriegshandlung. Was konnte diese Bereitschaft besser zum Ausdruck bringen als das am meisten gefürchtete Symbol, eine Friedensgabe in der gefürchteten Form eines Pferdes. Möglich auch, Geschichten werden im Laufe der Zeit ja oft ausgeschmückt, dass eines der gefürchteten Kriegsschiffe vor den Befestigungsanlagen des Stadthafens nach vorgetäuschtem Abzug zurückgelassen wurde, augenscheinlich menschenleer und verwaist, in Wirklichkeit jedoch mit Elitekriegern unter Deck heimlich bestückt. Diese sollten nach Einlass hinter den Mauern und nach kurzem, heftigem Kampf die Wehr Tore von innen öffnen. Das Ganze selbstverständlich in völliger Missachtung der Vereinbarung.

Die Griechen wussten selbstverständlich um den ungeheuren Tabubruch. Ihr Tross, keineswegs auf dem Rückmarsch, machte Troja dem Erdboden gleich. Niemals sollte das Areal in zukünftigen Zeiten erneut besiedelt werden können. So geschah es denn auch. Und kein überlebender Zeuge auf Verliererseite sollte die Möglichkeit erhalten, das wahre Geschehen der Nachwelt zu überliefern.

Es ist bis heute Aufgabe von Literatur, auf subtile Weise auf solche Geschichtsverfälschungen hinzuweisen. Homer wurde der berühmte griechische Geschichtenschreiber, ein späterer Nachkomme auf Seiten der Sieger, mit dem Willen, aus welcher Motivation heraus auch immer, aber auch wenig überraschend, Halbwahrheiten in seinen Schriften einzubauen - zuvor war das Geschehen mündlich überliefert worden. Er beschrieb in Fortsetzung der „Heldentaten“ rund um Troja dann keine glorreiche Heimfahrt, sondern die „Irrfahrten des Odysseus“, diese, ja seine gesamte Erzählstruktur, nun mit versteckten Hinweisen versehen. Die unter keinen göttergleichen Sternen verlaufende Rückkehr, Sternenkonstellationen dien(t)en der Navigationshilfe auf hoher See, verlief in Homers Epos abenteuerlich und desaströs.

Der heldenhafte Odysseus, in Wahrheit mehr Antiheld, war durch die vorhergehende und in der Tat ein lupenreiner Kriegsverbrecher gewesen, Prärepräsentant der späteren, der ersten lupenreinen, der griechischen Demokratie.

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