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Die Coronakrise ist vorbei. Viele Menschen werden die Maßnahmen, die ihre Lebensführung durch staatliche Eingriffe und Verbote einschränkten, in der Rückschau als überflüssig und übertrieben beurteilen, zum Extrem neigende Leute sogar verurteilen. Die aus dieser Sicht staatliche Gängelung hat sie auf alle Fälle weiter politikverdrossen werden lassen. Unterm Strich sei doch „alles gut“ gegangen, so der dazugehörige Tenor in diesem Milieu. Dabei weiß niemand, was an lebensvernichtende Mehrschäden eingetroffen wären, wenn der Staat nicht maßgeregelt hätte, Meinungen von Überlebenden. Die Coronatoten können sich nicht mehr äußern. In den sozialen Medien und in der Öffentlichkeit sind sie auf ewig stumm, weil für immer verschwunden. Wenigstens ein kleines Glück, wenn man sich ihrer erinnert.

Apropos Klima: Die Klimakrise ist nicht vorbei, wir stecken ab jetzt mittendrin. Studien haben die Folgen der Erderwärmung für Menschen und Wirtschaft weltweit untersucht. Und kommen, was die finanziellen Kosten angehen auf astronomisch große Zahlensummen.

Allein die Konsequenzen für die menschliche Gesundheit: Hitzewellen und Naturkatastrophen nehmen jetzt zu, Krankheiten breiten sich in vielen Regionen der Welt aus. Auf diese Herausforderungen zu reagieren, stellt das Gesundheitssystem weltweit vor Probleme und wird Tausende Milliarden Euro kosten.

„Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist, nichts zu tun“, sagt Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin von der Universität Augsburg, die an eingängige Studien zum Thema beteiligt gewesen ist. „Wir müssen präventiv tätig werden, um den größten Schaden von der Weltgemeinschaft abwenden zu können.“

Der Klimawandel könnte bis 2050 global zu mehr als 14,5 Millionen zusätzlichen Toten führen. Der ökonomische Schaden summiere sich laut der Studien bis 2050 auf 11,5 Billionen Euro. Davon würden 1 Billionen Euro auf das Gesundheitswesen entfallen. Die meisten zusätzlichen Todesopfer werden laut der meisten dieser übereinstimmenden Analysen den klimabedingt häufigeren Hochwasserereignissen geschuldet sein, insgesamt 8,5 Millionen bis zum Jahr 2050. Dürreereignisse rangierten mit 3,2 Millionen zusätzlichen Todesfällen an zweiter Stelle.

Massenhaft naturkatastrophenbedingte Todesfälle sind aber nur ein Aspekt. „Die wichtigste Erkenntnis aus unseren Untersuchungen ist, dass die Klimaereignisse langfristige Krankheiten und damit verknüpft, verminderte Arbeitsfähigkeiten zur Folge haben“, Aussage einer der Analysen. Verantwortlich für diese seien unter anderem, siehe oben, Hitze und Hochwasser, aber auch Atemwegserkrankungen durch häufiger werdende Waldbrände, Ernteausfälle wegen Trockenperioden. „Das verursacht hohe Kosten für das Gesundheitssystem und Produktivitätsausfälle für die gesamte Wirtschaft.“

Dabei sind die Folgen extremer Klimaereignisse laut der Untersuchungsberichte sehr ungleich verteilt: Am teuersten wird es für Europa und Asien. Regionen wie Afrika und speziell Südasien seien besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels, da sie nur über minder robuste Volkswirtschaften verfügten. Das verringere ihre Möglichkeiten, die ökologischen Herausforderungen zu bewältigen, sich auf veränderte Klimabedingungen einzustellen.

Bei der Bevölkerung in den Wohlstandsgesellschaften steht das Thema Migration ganz weit oben, was das Ranking der Herausforderungen an die Politik betrifft. Zukünftige Migrationsbewegungen werden gigantische Ausmaße erreichen, das dürfte Fakt werden. Die Klimakrise zu leugnen und Einwanderungen mit allen Mitteln verhindern zu wollen, passt nur insofern zusammen, falls beabsichtigt ist, diesen Widerspruch mit unfriedlichen, sprich kriegerischen Mittel lösen zu wollen. Noch einmal: Das Teuerste, was jetzt getan werden kann, ist, nichts zu tun.

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